(Hans-Peter Viemann). Alle Jahre wieder treffen sich im November in der festlich geschmückten Springhalle im Bundesleistungszentrum des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf die erfolgreichsten Reiterinnen und Reiter um geehrt zu werden – und um anschließend ihre Erfolge zusammen mit den Trainern, Pferdebesitzern, Züchtern, Sponsoren und Funktionären beim traditionellen „Championats-Ball“ ausgelassen zu feiern.
WDR-Sportmoderator Peter Großmann, bekennender Borussia Dortmund-Fan, begrüßte die anwesenden Gäste und gab einen kurzen Ausblick auf den Ablauf des Abends. Anschließend hieß FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau die 800 Gäste willkommen. Zunächst lobte der 68-jährige Holsteiner den Reiternachwuchs in den höchsten Tönen: „Während es für die Großen ein Übergangsjahr war, haben sich unsere Jugendlichen zielgerichtet auf die Jahreshöhepunkte vorbereitet und herausragende Leistungen gezeigt. Die Ausbeute von 59 Medaillen spricht hier für sich.“
Anschließend verwies Breido Graf zu Rantzau in seiner Rede auf die Ziele, die man sich für die Weltreiterspiele im kommenden Jahr (10. bis 23. September) im US-amerikanischen Tryon gesetzt hat. „Wir alle werden im Vorfeld unser Bestes geben, damit sich auch die Reiterinnen und Reiter auf der WM bestmöglich präsentieren können. Die eine oder andere Medaille wäre hier selbstverständlich sehr hilfreich.“ Für die Olympischen- und Paralympischen Spiele in der japanischen Hauptstadt Tokio 2020 hoffen die Verantwortlichen, dass sich „die Reitsportler direkt qualifizieren können. Zudem wollen wir Werbung für unsere Pferdezucht und den Pferdesport betreiben“, so zu Rantzau. Danach erfolgten die Ehrungen der Medaillengewinner.
Als erste der zu ehrenden Abteilungen wurde die Disziplin Reining auf die Bühne gerufen. Im Seniorenbereich hatten die Teilnehmer bei den kontinentalen Meisterschaften zwei EM-Silbermedaillen und eine bronzene Plakette gewonnen. Toppen konnten dies auf dem erstmals ausgetragenen FEI-WM-Championat für den Reiternachwuchs, die Jungen Reiter: Sie waren mit zwei goldenen Medaillen ausgezeichnet worden. Bundestrainer Nico Hörmann (Berlin) bedauerte es zunächst, dass aus terminlichen Gründen nicht alle Teilnehmer der internationalen Meisterschaften für Senioren beziehungsweise der Junioren und Jungen Reiter bei der Auszeichnung in Warendorf dabei sein konnten. „Wir hatten ein ausgezeichnetes Team in Givrins beisammen – und alle haben wahrlich ihr Allerbestes geben. Es wäre deshalb sehr schön gewesen, wenn wir gemeinsam hier auf dem Ball die großartigen Erfolge hätten feiern können. Schade.“
Ihr Debüt im deutschen Reining-Team gab bei der EM in der Schweiz Julia Schumacher (Bitz). Die 31-jährige Trainerin vom Schwantelhof, mit Mannschaftssilber und Bronze im Einzel dekoriert, sagte: „Das war die bisher größte Auszeichnung in meiner Karriere. Wir waren aber auch eine geile Truppe auf dem EM-Championat. Es war einfach schön, vor Reitern und Reiterinnen aller Disziplinen geehrt zu werden. Ich habe es genossen – und es war eine schicke Veranstaltung.“ Und nach einer kurzen Pause fügte sie noch kurz an: „Ich werde alles daransetzen und fleißig trainieren, um bei den kommenden Weltreiterspielen in Tryon wieder dabei zu sein.“
In der Reitdisziplin Reining wurden bei den Senioren mit dem FN-Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet: Julia Schumacher (Bitz, Europameisterschaft – Mannschaftswertung Silber und Einzelwertung Bronze) sowie Dominik Reminder (Erlenbach, Mannschaft und Einzel Silber). Bei den Nachwuchsreinern erhielten das FN-Ehrenzeichen Junioren: Maria Theresia Till (Leipzig, Weltmeisterschaft – Junge Reiter, Mannschaft Gold, Einzel 5. Platz) und Johannes Heil (Wiesbaden, Mannschaft Gold, Einzel 4. Platz). Ferner erhielt das FN-Ehrenzeichen in Silber: André Zschau (Bünde, Europameisterschaft, Equipe-Chef), und last, but not least: Corinna Schumacher (Gland, Schweiz) wurde für ihre Unterstützung dieser Reitsportdisziplin mit der Sponsorenplakette Reining geehrt.
Bei leicht gedämpfter Stimmung wurden die Vielseitigkeitsreiter aufgerufen und ausgezeichnet. Danach nahm Julia Krajewski (Warendorf) Stellung zur Medikation ihres Pferdes „Samourai du Thot“ bei den Europameisterschaften im polnischen Strzegom. Sie sagte unter anderem: „Trotz meiner bisherigen intensiven Aufarbeitung der Angelegenheit, bin ich noch keinen Schritt weitergekommen (…) Ich kann nur sagen, dass sowohl ich als auch mein Team nicht wissen, wie das Arzneimittel in das Pferd gekommen ist. Es wird zwar schwierig sein, das wahre Geschehen herauszufinden, aber das bin ich mir schuldig: Ich werde mich auch weiterhin bemühen, dass die Tatsachen auf den Tisch kommen.“
Prof. Dr. Jens Adolphsen, Equipechef der deutschen Vielseitigkeitsreiter und langjähriger, ehemaliger Vorsitzender des FEI-Tribunals (2010-2015) erläuterte den Gästen die Fakten und versprach: „Wir werden Julia Krajewskis Bemühungen, für Klarheit in diesem Fall zu sorgen, auch weiterhin unterstützen.“
Nach der Bekanntgabe des ebenfalls positiven Ergebnisses der B-Probe hat Krajewski jetzt 21 Tage Zeit, sich zu entscheiden, eine administrative Strafe anzunehmen oder vor das FEI-Tribunal zu ziehen. „Der Gang vor das Tribunal macht aber nur Sinn, wenn Julia Krajewski nachweisen kann, wie die Substanz ins Pferd gelangt ist“, hatte Adolphsen bereits in der offiziellen FN-Pressemitteilung vom 8. November erklärt.
(Anmerkung: Equioxx -Wirkstoff Firocoxib- ist ein rezeptpflichtiges Arzneimittel für Pferde, das der Tierarzt bei Schmerzen und Entzündungen aufgrund einer Osteoarthritis verordnet. Eine Osteoarthritis ist eine chronische, fortschreitende Gelenkerkrankung. Sie betrifft weiche und knöcherne Anteile des Gelenks und führt zu Schmerzen sowie zu einer eingeschränkten Beweglichkeit wie Lahmheit).