Der Reining-Profi aus Bitz siegt bei europäischem Top-Reining-Event in Frankreich
Vom 21. bis 30. Oktober fand das NRHA European Derby in Lyon statt. Das European Derby ist ein internationaler Reining- Wettbewerb für sechs-bis neunjährige Pferde und Treffpunkt der besten Pferde und Reiter Europas. Reining-Profi Grischa Ludwig vom Schwantelhof in Bitz reiste mit drei Pferden nach Frankreich und kehrt mit zwei Champion-Titeln zurück in die schwäbische Heimat.
Seinen ersten Start hatte Grischa Ludwig am vergangenen Donnerstag. Grischa Ludwig war mit seinen Pferden M SNOW PEARL, GUNNIT IN HOLLYWOOD und WEST COAST TRASH für die beiden höchsten und am stärksten umkämpfen Level des European Derby angemeldet: Level 3 und 4. Insgesamt traten 117 Pferd-Reiter-Kombinationen aus ganz Europa an, und bereits in der Qualifikation zeichnete sich ab, dass der Trainer aus Schwaben und seine Pferde in Topform waren! Mit GUNNIT IN HOLLYWOOD, mit dem er erst kürzlich die Bronze Trophy Open Wertung im Rahmen der Europameisterschaft gewann, gelangen ihm herausragende 223 Punkte, die ihn im Vorlauf auf Platz 2 in Level 3 und auf Platz 4 in Level 4 katapultierten. Mit M SNOW PEARL holte sich Grischa Ludwig einen halben Punkt weniger und qualifizierte sich damit auch mit der fuchsfarbenen Stute unter den Top 10 in beiden Levels für das Finale. Und auch mit seinem Breeders Futurity Champion WEST COAST TRASH gelangen ihm 220,5 Punkte und damit der Einzug in beide Finale. „Mir war nach dem Vorlauf klar, dass ich bei der Musik dabei sein kann“, reflektiert der Reining-Profi nach der Qualifikation. „Es war die creme-de-la-creme mit ihren besten Pferden da, und ich wusste, dass viele sehr gute Chancen auf den Sieg hatten, aber dass eben auch alles passieren könnte.“ Während er GUNNIT IN HOLLYWOOD und WEST COAST TRASH schon seit Jahren erfolgreich auf Turnieren präsentiert, wurde M SNOW PEARL bisher meistens von ihrem Besitzer, Fabian Strebel, selbst vorgestellt. „Ich wusste, dass ich mit M SNOW PEARL gute Chancen hatte zu gewinnen, sie hat ganz viel Qualität, aber ich habe sie bisher immer für einen Amateurreiter vorbereitet, das heißt, sie war es gewohnt etwas mit angezogener Handbremse zu laufen“, erklärt der Profi-Westernreiter. In den zwei Tagen nach dem Vorlauf arbeitete er mit der Stute genau daran, sodass die Stute im Finale ihr volles Manöver-Talent ausschöpfte.
Während Grischa Ludwig WEST CAST TRASH am vergangenen Samstag aus der Final-Wertung nehmen musste, ging er mit GUNNIT IN HOLLYWOOD und M SNOW PEARL gut vorbereitet ins Rennen um die europäischen Derby-Titel. Zuerst war der kräftige, fuchsfarbene Hengst dran. Mit ihm legte Grischa Ludwig beeindruckend vor. In einem spektakulären Ritt holte er 227 Punkte und damit die Führung in Level 3 und 4. Getoppt wurde er in Level 4 von seinem langjährigen Trainer-Kollegen und NRHA Two Million Dollar Rider Bernard Fonck aus Belgien, der SHINES LIKE SPOOK vorstellte. Mit einem Punkt mehr legte er den neuen Topscore vor. „Als Bernard meinen Score überboten hat, war für mich kein Druck mehr da. Ich wusste, bei diesem hochkarätigen Starterfeld habe ich nur eine Chance, und das machte es mir fast schon leicht“, erzählt Grischa Ludwig. Er vertraute auf sein Training und die Leistung, von der er wusste, dass M SNOW PEARL sie liefern konnte und ritt drauf los. Die Zuschauer feuerten den Trainer an und wurden mit jedem Manöver extatischer, denn allen war klar: Dieser Ritt könnte die neue Spitzenleistung sein! Gebannt warteten die Zuschauer auf das Ergebnis, und als die Punkte verkündet wurden, hielt es keinen mehr auf den Sitzen, und auch Grischa Ludwig blieb vor Freude kaum im Sattel: 228 Wertungspunkte! Damit zog der Cheftrainer vom Schwantelhof in Level 4 mit Bernard Fonck gleich und übertraf sich selbst in Level 3. Diese Scores konnte niemand mehr toppen, und somit standen die Sieger fest: Grischa Ludwig wurde in Level 3 NRHA European Derby Champion und Reserve Champion mit GUNNIT IN HOLLYWOOD sowie Co-Champion in Level 4. „Ich freue mich riesig über diesen Erfolg“, strahlt er fast schon ungläubig. „Ich zwicke mich schon und frage mich, wann es aufhört, weil diese Saison wirklich hervorragend läuft.“ Nach seinem Ritt habe er sich länger mit Bernard Fonck unterhalten: „Mit 48 Jahren sind wir die Dienstältesten, und man bekommt es auch immer wieder zu hören, doch wir fühlen uns nicht alt, und genau solche Aussagen haben uns beide motiviert. Wir sind noch lange nicht zahnlos vom Pferd gefallen, wir sind gut in unserem Job, und dieser Sieg war für uns beide eine richtige Genugtuung“, strahlt der amtierende Europameister.
Doch Grischa Ludwig hatte nicht nur wegen seiner eigenen Leistung allen Grund zufrieden zu sein, sondern auch wegen seines Jungtrainers Johannes Heil. Der Reining-Profi aus dem Odenwald stellte GUNNANICYA MM JB vor, mit dem er erst kürzlich seine erste große Turnierwertung gewann. Im Vorlauf zeigte das Duo, was es drauf hat, und setzte sich mit 219,5 Punkten an die Spitze von Level 1, und auch in Level 2 und 3 zogen sie ins Finale ein. Eingeschüchtert von der beeindruckenden Kulisse sowie dem jubelnden Publikum war GUNNANICYA MM JB im Finale allerdings nicht ganz bei der Sache und machte seinem Trainer die Arbeit schwer. „Im Go Round haben sie gezeigt, was sie können“, so Chef-Trainer Grischa Ludwig. „Im Finale haben sie super angefangen, aber plötzlich wollte GUNNANICYA MM JB nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass die obere Kurve so voll und so laut war, dass er davor etwas erschrocken war. Da kann weder das Pferd noch der Trainer etwas dafür, so ist es mir auch schon ergangen, das kann passieren. Das Pferd war super vorbereitet, und Johannes hätte es gewinnen können. Natürlich wollte er als Jungtrainer zeigen, was er kann, aber ich bin sicher, dass seine Zeit kommen wird.“
Und auch die mitgereisten, von LQH betreuten Amateurreiter lieferten großartig ab. Ayleen Schmid, Merle Nelissen und Georgia Wilk holten sich in den Trophy-Wertungen vordere Platzierungen, und Georg Wiedenhofer nahm sogar den Sieg in der Limited Non Pro Nice Horse Fashion mit nach Hause. Johanna Raab und SUPER LITTLE TAYLOR sowie George Sternberg und A SHINING GUN gelang außerdem der Einzug in die Finals. Nach einem starken Vorlauf mit 215,5 Punkten gelang dem jungen Briten im Finale ein weiterer toller Ritt, und mit einem halben Punkt weniger als im Vorlauf gewann er im Finale die Wertung APHA Derby Non Pro Level 4. „Im Finale sind George leider drei Patzer unterlaufen. Er hatte nicht viele Chancen, selbst zu trainieren, hat aber trotzdem einen super Job gemacht“, freut sich Grischa Ludwig. Erfolgreich war auch LQH-Amateurreiterin Finja Florian. Die Jugendliche verpasste nur knapp den Einzug ins Finale des EuroDerby, allerdings durfte sie im Gunna Sparkle Novice Horse Derby Non Pro Level 4 erneut antreten und setzte sich dann im Finale gegen eine starke Konkurrenz durch. Mit 211,5 Punkten holte sie sich im Sattel von BANG BANG PISTOL gemeinsam mit der Belgierin Ingrid Vermeiren auf WHIZ N POLLY den Sieg in dieser Wertung. „Finja macht einen wirklich guten Job. Sie trainiert ihr Pferd weitestgehend selbst und wird immer wieder von Johannes unterstützt. Im Vorlauf haben sie leider nicht das zeigen können, was sie eigentlich draufhaben, aber mit dem Endergebnis sind wir zufrieden“, erläutert Grischa Ludwig.
„Arg besser geht es nicht“, fasst Grischa Ludwig die vergangene Turnierwoche zusammen. Das letzte große Reining-Event des Jahres wird für ihn und sein Team die italienische Futurity (Jungpferdeturnier) in zwei Wochen sein, doch für den Reining-Profi aus Bitz müsste die Saison nicht enden: „Dieses Jahr zahlt sich die harte Arbeit, die wir die letzten Monate investiert haben, wirklich aus, und das Glück ist auf unserer Seite. Es ist schon jetzt die beste Saison meiner ganzen Karriere!“
Text: Judith Ressmann